Wir waren gerade auf Koh Tao, einer der schönsten thailändischen Inseln, wo ich am nachmittag meinen 100. Inselwettkampf gelaufen war, und tranken ein eiskaltes Bier bei Sonnenuntergang am Sairee Beach.
Morgen früh noch ein lockerer Strandlauf, dachte ich, ansonsten war ja nichts weiter geplant, bevor es dann am nachmittag wieder zurück nach Pattaya ging...
Ich ahnte nicht, was da noch auf mich zukommen sollte, als Mark mich erst beiläufig auf meine Ultralauf-Pläne ansprach.
Nach einer kurzen Plauderei sagte er: "Ich hab' da eine Idee!"
Zuerst dachte ich er scherzt, als er vorschlug, wir könnten vom Pazifischen- zum Indischen Ozean laufen, nonstop...nur wir beide.
Natürlich nicht irgendwann, sondern irgendwann MORGEN!
Mark kenne ich jetzt über 15 Jahre, und so wusste ich sofort: Der meint das durchaus ernst.
Mark erzählte mir, dass jedes Jahr ein Staffellauf an dieser schmalen Stelle des thailändischen Festlandes stattfindet, das "Ocean to Ocean Relay Running", wo verschiedene Staffeln mit 8 Läufern versuchen, die 120 km lange Srecke von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu bewältigen.
Warum also nicht wir beide, und dafür aber von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang?
Mark sagte aber gleich, dass sich die Kilometer etwas zu meinen Ungunsten verteilen würden... und mir schossen so viele Fragen durch den Kopf, vor allem: Bin ich dazu überhaupt schon wieder in der Lage, die ganze Nacht durchzulaufen, dann noch bei diesem Klima? Ok, zur Not könnten wir das Ganze abbrechen und mit dem Auto weiterfahren...oder: Warum sollte ich das überhaupt tun? Weil es einfach eine Herausforderung ist?, Weil man dazu nicht jeden Tag die Gelegenheit hat? oder, Weil ich die Kilometer eh brauche?!
Jedenfalls ein Bier später saß ich allein am Sairee Beach, Mark war verschwunden, zum Telefonieren...er musste einiges organisieren.
Am frühen Sonntag abend brachte uns das Speedboat dann ans Festland nach Chumbhon, wo schon "Mr. Ed" mit seinem Pickup auf uns wartete...
Nachdem wir Unmengen an Getränken etc. gekauft hatten, die wir dann auch brauchen sollten, startete ich um Punkt 20:00 Uhr am Golf von Thailand (der genau genommen zum Pazifik gehört) unseren Lauf durch die Nacht.
Die ersten zwei Stunden lief ich durch, immer darauf bedacht, nicht schneller als 6 min/km zu werden. Danach war ich aber auch froh, dass ich mal mit dem Auto mitfahren konnte. Mark lief eine Stunde, dann war ich wieder dran.
Wir wechselten uns in unregelmässigen Abständen mit dem Laufen ab, so dass immer einer von uns auf der Strecke war.
So liefen wir durch die thailändische Nacht auf einer unspektakulären Strecke mit schier endlos scheinenden Geraden. Spektakulär an diesem Lauf war einzig und allein der Start- und der Zielpunkt: Zwei verschiedene Ozeane, nur getrennt durch eine schmale Landzunge, die dann allerdings beim Laufen gar nicht mehr so schmal erschien.
Aber wir ließen es locker angehen, die Zeit war egal, wir wollten einfach nur ankommen. Nach 14:06 h war es dann soweit, die Andaman Sea, die zum Indischen Ozean gehört, lag vor uns...und es war irgendwie ein schönes, um nicht zu sagen, ein grandioses Gefühl, etwas getan zu haben, das so viele Menschen nicht nachvollziehen können, andere sogar bescheuert finden, was aber für mich persönlich ein unvergessliches Erlebnis bleiben wird.
Wir waren in nur einer Nacht vom Pazifischen zum Indischen Ozean gelaufen...
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